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"Mit Christus Brücken bauen......."

– so lautet das Motto der diesjährigen Ölbergandachten in der Berchinger St. Lorenzkirche. Stadt und Pfarrei laden zu dieser alten Tradition herzlich ein.

Als Prediger werden die Andachtsreihe heuer begleiten:

06. März: Pfarrer i.R. Josef Vollnhals, Freystadt

13. März: Pfarrer i.R. Willibald Brems, Roth

20. März: Pfarrer i.R. Josef Bierschneider, Beilngries

27. März: Pfarrer i.R. Alfred Hausner, Allersberg

03. April: Pfarrer i.R. Wolfgang Niebler, Pölling

10. April: Letzte (Abend-) Andacht mit Ölbergspiel im Rahmen eines Bußgottesdienstes.

Die Andachten von 06. März bis 03. April beginnen um 13.45 Uhr mit dem Rosenkranzgebet und der Möglichkeit zur Beichte. Um ca. 14.15 Uhr schließt sich die Predigt an. Nach der Predigt folgt das Ölbergspiel mit lebenden Darstellern. Eine eucharistische Andacht mit Segen beschließt jedes Ölbergspiel.

Pfarrei und Stadt Berching, das „Ölberg-Team“ mit allen Darstellern, Helfern und Sängern laden zum Besuch dieser alten Tradition ein und freuen sich über viele Besucher!

(Bus-) Gruppen werden gebeten, sich vorab im Pfarramt Berching (Tel. 08462/1262) anzumelden, um eine Platzreservierung vornehmen zu können.

Die Kirche ist beheizt!

 

Aus der langen Geschichte des Berchinger Ölbergspiels......

 

Stiftung 1516 und Zustiftungen 1595 -1714

Die Ölbergandachten in Berching gehen auf das Jahr 1516 zurück. In diesem Jahr wurde durch Leonhard Griessel die sogenannte „Angst“ gestiftet - vermutlich für die Sankt Lorenzkirche.

Am 25. September 1595 stiftete der Bürger und Verwalter der Eisenniederlage zu Salzburg, Hans Bauer einen Gottesdienst, der allgemein "die Angst" genannt wurde, "daß das Leiden Christi daneben zu Gemüte soll geführt werden“. Diese Angst wurde ausdrücklich für die Frauenkirche gestiftet und zwar für jeden Donnerstag abend 6 Uhr. Da der Stifter auf dem Leonhardsaltar - dem Altar der Bäckerzunft - eine neue Altartafel aufrichten ließ, bestimmte er, daß die Angst fleißig und vor dem Leonhardsaltar gehalten wird. Von dem Stiftungskapital von 25 Gulden sollte "die Kirche jährlich 15 Kreuzer, der Priester 20 Kreuzer, der Schulmeister 15 Kreuzer, der Kantor 12 Kreuzer und der Mesner ebenfalls 12 Kreuzer erhalten."

Weitere Zustiftungen erfolgten 1633 durch den Propst Georg Pfaller und 1714 durch die Kreuzwirtin Sibilla Rumpf, wobei die Andacht „Agonia Christi figuriert zu halten und zu singen sei“ - also als Ölbergspiel.

In den Jahren der Aufklärung wurden die Ölbergandachten eingestellt oder vielleicht besser gesagt schlichtweg verboten. In welchem Jahr die Berchinger Ölbergandachten eingestellt wurden, ist nicht bekannt.

Einführung in der Klosterkirche 1854.

1854 wurden diese Andachten in der Berchinger Franziskanerkirche wieder eingeführt.

In der - heute verschollenen - Chronik des Berchinger Franziskanerklosters fand sich der Eintrag: "Im Jahre 1854 wurde in unserer Kirche ein Ölberg errichtet über dem Hochaltar mit einem lebendigen Engel". 

Neugestaltung 1881

Pater Arbogast Haas ließ in den Jahren 1878 bis 1881 die Klosterkirche völlig erneuern. Die neu angebrachte Weißdecke wurde mit einem Gemälde, die Kirchenwände mit Fresken versehen. Außerdem wurden neue Altäre, neue Beichtstühle, eine neue Kanzel und eine neue Orgel aufgestellt. Da beim Ölbergspiel sehr viele Lampen brannten, befürchtete man, daß die restaurierte Kirche schnell wieder verrußen könnte. Daher bestellte Pater Arbogast von der königlichen HofgIasmalerei Franz Xaver Zettler in München für 1.320,- Mark ein großes Glasgemälde. Dieses Bild wurde während der Fastenzeit statt des Hochaltarbildes angebracht (heute zu besichtigen im großen Saal des Pettenkoferhauses).

Vom Jahre 1881 an wurde der Ölberg nur noch als Andacht mit Predigt, aber nicht mehr als Ölbergspiel abgehalten.

Die Berchinger Bevölkerung hing aber an dem alten Ölbergspiel. Auch Haberlander bedauert in seiner Beschreibung der Stadt Berching die Entfernung der beweglichen Figuren. Er schreibt: „Wer dieses Hinsinken des blutschwitzenden Heilandes zum erstenmal sah, konnte sich der Tränen nicht erwehren."

Wiedereinführung der BühnendarsteIlung 1929

Wahrscheinlich war es eine Folge der Tausendjahrfeier von Berching im Jahre 1926, in der die Berchinger Tradition aufgerollt wurde, daß der Wunsch nach der früheren, szenischen Ölbergdarstellung immer lauter wurde. "Aber erst der entschlossenen Tatkraft von drei zielbewußten, von religiösem Sinn und echtem Lokalpatriotismus erfüllten Bürgern, die keine Mühe und kein Opfer scheuten, war die Wiederbelebung der alten frommen Vatersitte zu verdanken:

Die drei Berchinger Bürger, der Konditor Josef Klenner, der Kaufmann Martin Bauer und der Kunstschreiner Michael Pirkl erließen am Ende des Jahres 1928 einen Aufruf an die Bevölkerung mit der Bitte um freiwillige Beiträge zur Kostendeckung. Die Kosten der Wiedereinführung beliefen sich in den Jahren 1929 und 1930 auf 2.183 Reichsmark.

Nachdem der Provinzial Pater Polykarp Schmoll am 23. Februar 1929 seine Genehmigung gegeben hatte, konnte noch am letzten Fastendonnerstag den 21. März 1929, die erste szenische Ölbergandacht gefeiert werden.

Der Andrang war so groß, daß, obwohl die Andacht erst um 13 Uhr begann, um 11 Uhr alle Sitzplätze beIegt waren und um 12 Uhr auch kein StehpIatz mehr frei war. Daher wurde 1930, nach Dietfurter Vorbild, eine Verteilung der Besucher versucht. Der erste und der letzte Donnerstag der Fastenzeit war für alle gedacht, die zweite Ölbergandacht hauptsächlich für die Frauen, die dritte für die Männer, dann waren die Erziehungsberechtigten an der Reihe und schließlich wurde die fünfte Ölbergandacht hauptsächlich für Dienstboten und Kinder gehalten. Der Fastenprediger wandte sich dabei jedesmal besonders an die angegebenen Stände.

Aufführungsverbot 1942 und Neueinführung 1952

Die Ölbergandachten wurden in all den Jahren immer an den Donnerstagen in der Fastenzeit gehalten (daher wurde die Andacht im Volksmund gewöhnlich "Pfinzta Predigt" genannt). ,,1942 wurde", wie Pater Edmund Stöckerl schreibt, "die Abhaltung der Ölbergandachten an den Donnerstagen quasi verboten. Begründung: Die Leute werden von der Arbeit abgehalten."

Das Landratsamt hatte dem Kloster mitgeteilt, daß wegen der verschärften Arbeitseinsatzlage die Anspannung aller Arbeitskräfte erfordert wird und daher der Ölberg an den Donnerstagen ausfallen soll. Daraufhin wurden die Fastenpredigten auf den Sonntag verlegt.

Die Ölbergandacht mit dem SpieI wollten die Franziskaner nicht auf den Sonntag verlegen, weil sonst die Kreuzwegandacht ausgefallen wäre.

Schon 1945 leitete der Superior des Klosters Verhandlungen um die Wiedereinführung ein, aber erst 1951 erreichte es eine Bürgerinitiative, beim bischöflichen Ordinariat die Genehmigung zu erlangen.

Die Ölbergandachten waren in Berching und in der Umgebung sehr beliebt und wurden immer gut besucht.

Pater Anselm Schönberger schreibt, daß eine Zeitung (Fränkische Tagespost vom 21. März 1959) über das Berchinger Ölbergspiel einen Bildbericht mit interessantem Schlußsatz brachte: "Als Großstädter und moderner Mensch steht man solchem Brauch meist etwas skeptisch gegenüber, doch wenn man einmal eine solche Andacht miterIebt hat, kann man sich dem feierlichen Eindruck nicht entziehen."

Als im Jahre 1967 die Auflösung des Franziskanerklosters schon einsetzte, wurden die Ölbergandachten in der Franziskanerkirche aufgegeben.

Einführung in der St. Lorenzkirche 1982

Auf Initiative einiger Berchinger Bürger und besonders auf Wirken von Stadtpfarrer Heinrich Füracker lebten die Ölbergandachten 1982 in der St. Lorenzkirche wieder auf. Außer einigen wiederaufgefundenen Requisiten mußte alles neu angeschafft werden.

Die Gesangstexte wurden unverändert beibehalten. Allerdings schienen die alten Weisen von Caspar Ett nicht mehr zeitgemäß, daß der ehemalige Eichstätter Domkapellmeister Wolfram Menschik 1982 neue Melodien dazu schrieb. Die Einstudierung erfolgte unter dem damaligen Chorleiter Hubert Schmitz.

Unter der Spielleitung von Alfons Lichtenegger sen. konnte am ersten Fastendonnertag, den 25. Februar 1982, die erste Ölbergandacht in St. Lorenz abgehalten werden. Für die Fastenpredigten konnte Direktor Otto Mauerer von Ingolstadt gewonnen werden, der seine Predigten unter das Thema: „Das Geheimnis des Kreuzes ist das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit" stellte.

Das vom kath. Pfarramt herausgegebene Ölbergbüchlein war schnell vergriffen. Schon 1984 erschien das Büchlein mit einer neuen Bebilderung in 2. Auflage, dem 1988 eine 3. Auflage folgte. Nach der ersten Aufführung hörte man überall nur Gutes: "es war ergreifend", "es war einmalig". So ist es auch geblieben, das Ölbergspiel hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

(Quelle: Karl Kienlein (+) Berching)